Basisdaten | |
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Bundesland: | Hamburg |
Bezirk: | Altona |
Fläche: | 2,8 km² |
Einwohner: | 27.501(2005) |
Bevölkerungsdichte: | 9.832 Einwohner je km² |
Vorwahl: | 040 |
Kfz-Kennzeichen: | HH |
Altona-Altstadt ist ein Stadtteil von Hamburg im Bezirk Altona. Die Stadtteilgrenzen umfassen den Kernbereich der bis 1938 selbständigen holsteinischen Stadt Altona (Elbe) und damit des Hamburger Bezirks Altona.
Inhaltsverzeichnis |
Der Stadtteil liegt westlich des Zentrums von Hamburg zwischen der Max-Brauer-Allee im Westen und Norden, den Straßen Schulterblatt, Bernstorffstraße und Nobistor im Osten und der Elbe im Süden.
Die frühere Grenze zum damaligen Nachbarn Hamburg verlief weiter östlich über die volle Länge des Schulterblatts und östlich der Großen Freiheit bis zum berühmten Altonaer Fischmarkt. Diese wurde nach der verfügten Eingemeindung nach Hamburg zugunsten des Hamburger Stadtteils St. Pauli nach Westen verschoben; im Bereich Pinnasberg/Hein-Köllisch-Platz wurde eine kleine Fläche von St. Pauli der Altonaer Altstadt zugeordnet (1938). Durch diese Grenzziehung entstand die widersinnige Situation, dass
Umliegende Stadtteile sind im Westen Ottensen, im Norden Altona-Nord, im Osten Hamburg-St. Pauli und am gegenüberliegenden Elbufer Hamburg-Waltershof und Hamburg-Steinwerder. Der nordöstlichen Zipfel umschließt einen heute nur noch kleinen Teil des Schanzenviertels rund um die Flora.
(Vollständigere Darstellung in Hamburg-Altona#Geschichte)
Um 1535 wurde Altona als Fischersiedlung in der Grafschaft Pinneberg in Holstein gegründet. Der Legende zufolge soll die Keimzelle und Anlass für den Namen eine Rotbierkneipe des Fischers Joachim v. Lohe gewesen sein, um die herum sich Handwerker und Fischer ansiedelten - jedoch nach Ansicht des Hamburger Rates all to nah ("allzu nah") an der Stadtgrenze. Als genaue Stelle wird der Geesthang zwischen dem späteren Nobistor und dem Altonaer Fischmarkt im Bereich der heutigen Straße Pepermölenbek vermutet.
Die Stadt Altona gehörte zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und darin zum Herzogtum Holstein. Dessen Herzog sowie auch der des benachbarten Schleswig war in dieser Zeit in Personalunion der dänische König. Daher war Altona bis 1864 zwar holsteinisch und deutsch, stand aber unter dänischer Verwaltung mit allen sich daraus ergebenden Angleichungen z.B. des Rechts und der Währung. Am 23. August 1664 erhielt Altona durch den Herzog von Holstein und dänischen König Friedrich III. das Stadtrecht. In dieser Zeit war Altona gewissermaßen die zweitgrößte dänische Stadt.
Im Zuge des Nordischen Krieges erfolgte im Januar 1713 eine Brandlegung durch schwedische Truppen. Im Osten beginnend wurde planmäßig Haus für Haus von den schwedische Soldaten des Generals Stenbock in Brand gesetzt. Aus dieser totalen Zerstörung erklärt sich, daß außer der Straßenanlage der Palmaille so gut wie nichts mehr an das Altona vor dem Schwedenbrand erinnert. Allerdings wurde Altona danach sehr zügig wieder auf- und ausgebaut (siehe auch Christian Detlev von Reventlow).
In Altona entstand der erste Freihafen Nordeuropas. Seine Blütezeit hatte es unter dem Bürgermeister Carl Heinrich Behn, † 1853. Von 1864 bis 1867 befand sich Altona unter deutscher und österreichischer Herrschaft, danach war es bis 1871 preußisch und wurde mit der Gründung des Deutschen Reiches deutsch und preußisch.
Im Juli 1943 zerstörten alliierte Bomber große Teile der Altstadt und verwandelten insbesondere das extrem dicht (in Teilbereichen mit bis zu 800 Ew./ha!) besiedelte Grenzgebiet zu Sankt Pauli zwischen Nobistor und Allee, Holsten- und Große Elbstraße in ein großflächiges Ruinenfeld. Das Quartier, das die Obrigkeit in der Weimarer Zeit wegen seiner politisch wie sozial kaum kontrollierbaren Bevölkerungsmischung (Arbeiter, Unterstützungsempfänger und sozial Deklassierte) schon mal als "Abruzzenviertel" bezeichnete, wurde nach Kriegsende ebenso wie Altonas "ansehnlicherer" Kern um das alte Rathaus und den Münzmarkt auch nicht wieder aufgebaut.
Lediglich die Hauptkirche St. Trinitatis wurde restauriert und konnte so - wie der gegenüberliegende jüdische Friedhof an der Königstraße - erhalten werden. Weiter westlich, in Richtung Rathaus und Bahnhof, blieb insbesondere die Straßenanlage der Palmaille mit ihren großbürgerlichen Bauten aus dem frühen 19. Jahrhundert weitgehend intakt; neben dem Eingang zum S-Bahnhof Königstraße (Ecke Behn-/Struenseestraße) sind Reste des Heilig-Geist-Kirchhofes in eine dortige Grünanlage integriert worden.
Im zerstörten Teil der Altstadt entstand aufgrund der Neu-Altona-Planung Geschosswohnungsbau in aufgelockerter Bauweise, durchsetzt mit einzelnen Hochhäusern, nördlich des Fischmarktes, am Hexenberg, auch wieder in hoher Verdichtung. Dieses "Neu-Altona" zieht sich mit einem Grünzug entlang der Holstenstraße nach Nordwesten. Dieser Park wurde in den 1980ern nach einem der Blutsonntagsopfer Walter-Möller-Park benannt. Lediglich zwischen Thedestraße und Max-Brauer-Allee, also im Gebiet der Behn'schen Stadterweiterung, war der Altbaubestand nach 1945 noch geschlossen vorhanden, und hier gelang es aktiven Bewohnern des Viertels ab Anfang der 1980er Jahre, dessen weitgehenden Erhalt gegen das damals noch favorisierte Konzept der Flächensanierung durchzusetzen.
Die engen Straßen mit den instandgesetzten Häuser zeigen heute noch den gleichen Stadtgrundriss wie zur Zeit der Weimarer Republik - allerdings ohne die damaligen Probleme, die die Bevölkerungsdichte in der damals dichtestbesiedelten deutschen Großstadt mit sich brachte: die Blockinnenbereiche wurden überwiegend entkernt, die Wohnungen heutigen Standards angepasst und, wo es möglich war, auch etwas Grün in den Straßenraum gebracht. Dafür leidet auch dieses Gebiet heutzutage, trotz Verkehrsberuhigungsmaßnahmen, unter den Auswirkungen des motorisierten Individualverkehrs.
Auf einem Rundgang durch dieses unmittelbar nördlich des Einkaufszentrums Große Bergstraße gelegene Viertel findet man noch "Altonaer Stadtgeschichte pur":
Wer sich mit der Geschichte Altonas befasst, stößt immer wieder auf Straßennamen, die im Stadtplan nicht mehr zu finden sind; dies hängt vor allem damit zusammen, dass die Straßen entweder nach 1945 nicht wieder angelegt oder um 1950 (als Spätfolge der Altonaer Eingemeindung), teilweise auch noch später, umbenannt wurden.
Deshalb werden hier alte (links) und neue (rechts) Straßennamen der Altstadt gegenüber gestellt:
Nicht mehr vorhanden (überwiegend im Süd- bzw. Südostteil der Altstadt):
Namen, die nur während der NS-Diktatur Bestand hatten (in Klammern: Name vor 1933 bzw. nach 1945)
Das Hauptgeschäftszentrum, die Große Bergstraße, war in den 1960er Jahren Deutschlands erste großstädtische Fußgängerzone und erstreckte sich vom Altonaer Bahnhof bis zum Nobistor. Heute ist der Straßenzug durch den Ausbau des östlichen Teils als vielspurige Durchgangsstraße (Louise-Schröder-Straße) um die Hälfte verkürzt. Mit dem Abriss der gesamten Südseite der Großen Bergstraße und der teilweise parallel verlaufenden Neuanlage der Neuen Großen Bergstraße (beides um 1970) setzte eine Entwicklung ein, die dem Zentrum nicht zum Vorteil gereichte.
Die Große Bergstraße und die davon abzweigende Neue Große Bergstraße sind zusammen etwa 900 m lang. Beim Stand von Juli 2005 sind dort inklusive der Geschäfte an den angrenzenden Straßeneinmündungen etwas über 130 Einzelhandelsgeschäfte in Betrieb. Davon rechnen sich 26 zu den „Fachgeschäften“, 12 bieten Gemüse, Fleisch und Lebensmittel, 14 Bekleidung, Schuhe und Mode an und 20 zählen zum Bereich „Freizeit und Gastronomie“. Etwa 30 Ärzte und 13 Rechtsanwälte haben im gleichen Einzugsbereich ihre Praxen und Büros.
Das Angebot ist also vielfältig, doch ähnlich wie auch an anderen Orten hat sich das Angebotsspektrum deutlich von qualitativ höherwertigen Angeboten zum Niedrigpreissektor verschoben. Vereinzelt wird heftig bedauert, daß man hier beispielsweise Buchhandel, Haushaltselektrik, Sportartikel oder Glas- und Porzellanwaren vergebens suchen muss.
Dazu kommen der teilweise langjährige Leerstand von Geschäftslokalen in der "Altona-Passage" und im ehemaligen "Frappant"-Gebäude am Goetheplatz sowie die Schließung von "Kundenmagneten" (Karstadt-Kaufhaus, HEW-Kundenzentrum) und die Verkleinerung des Hauptpostamtes. Ob sich das geplante "Kulturkaufhaus" im ehemaligen Karstadtgebäude auf Dauer als attraktive Alternative herausstellen wird, ist abzuwarten.
Der gegenwärtige Zustand wird vielfach als Abstieg angesehen. Die Gründe sind vielschichtig und seit 1975 in vier Gutachten (Auftraggeber/Ersteller: Universität HH/Stadtgeographie, Handelskammer, beauftragtes Planungsbüro, Bezirksamt Altona) sowie dem Diskussionsprozess während des Bürgerbegehrens gegen die Wiederöffnung der Straße für den motorisierten Individualverkehr (2003) nahezu einmütig herausgestellt worden:
Als äußere Einflüsse kamen hinzu:
Dieser Veränderung entspricht auch, dass dieses Einkaufszentrum um 1990 im Hamburger Zentrenkonzept von einem A2/B1- zu einem reinen B-Zentrum herabgestuft wurde.
Die bisherigen Versuche von Politik und Verwaltung, diesen Negativtrend zu stoppen, waren nicht erfolgreich, sie werden großenteils als reine Absichtsbekundungen ohne praktische Konsequenzen angesehen, die beabsichtigte erneute Straßenraum-Umgestaltung (Schaffung einer "Kommunaltrasse" für Busverkehr und Taxen) wird eher als "Rechtfertigungs-Aktivismus" angesehen. Auch eine vorübergehend rührige Anwohnerinitiative hatte keinen Erfolg. Nun soll das Gebiet mit Städtebauförderungsmitteln saniert werden
Nachdem 2004 die nach dem jüngsten der Blutsonntagsopfer benannte Bruno-Tesch-Gesamtschule in der Billrothstraße geschlossen wurde, gilt die Altstadt endgültig als schulisch unterversorgt: es gibt lediglich noch 4 Grund-, Haupt- und Realschulen (in Carsten-Rehder-, König-, Thaden- und Virchowstraße), dazu die kleine katholische Grundschule am Dohrnweg; an der Bernstorffstraße liegt eine Sonderschule. Hinzu kommt die Fachschule für Sozialpädagogik II. Das Gymnasium Allee liegt bereits in Altona-Nord.
Die öffentlichen Bücherhallen an der Norderreihe und in der Trommelstraße stehen seit Jahren immer wieder auf der Streichliste, sind bisher aber noch geöffnet.
An der Palmaille befindet sich die Bundesforschungsanstalt für Fischerei.
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